Mit 22 Jahren veröffentlichte sie ihre bis dahin entstandenen Gedichte im Eigenverlag in dem Lyrikband "Herbst eines Clowns". Nach Beteiligung an verschiedenen lyrischen Anthologien belegte sie 2016 den zweiten Platz beim Wettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte mit "Sommerfieber“". 2017 folgte der Lyrische Lorbeer in Gold mit ihrer poetischen Betrachtung über die "Blaue Stunde".
Neben dem Schreiben arbeitet sie kreativ mit Beton und experimentiert mit kraftvollen Aquarell- und Acrylfarben.
Heute lebt sie in Hainburg/Hessen.
Was Lyrik für sie bedeutet:
"Lyrik ist eine Emulsion, welche sich durch die zwei wichtigsten Zutaten Phantasie und Emotion zu einer Verbindung fügt und den Leser inspiriert sich selbst zu empfinden und zu reflektieren. Wie ein unbeherrschbares Aquarell, fließend, überraschend und veränderbar mit jedem neuen Wort, entfaltet sie ihre ganz eigene Schwingung und grazile Kraft. Meine Lyrik steht für sich und möchte nicht zerpflückt, in einzelne Segmente zerlegt oder seziert werden, um am Ende die eher unbedeutende Frage aufkommen zu lassen: Was wollte der Autor uns damit sagen? Sie ist ein mit Wörtern gefülltes und gefühltes Bild und will einzig mit dem Herzen verstanden werden, wobei sie den Leser nur erreichen kann, wenn sie vermag ihn zu berühren, anzurühren, aufzurühren."
FEHLFARBEN
draußen im spätherbst
das vergebliche färben der schicksalsgewänder
tage ufern am styx
abgegriffen kapillarenübersät
im fluss ein bunter faden fehlfarben
noch hast du kraft
streichst tauben blau fische grün käfer rot
wer überlebt zeigt sich morgen
der blick zur abendtür
im rahmen lehnt charon
mahnt müde zum heimweg
dämmerung rudert auf nachtblauen säulen
das leben nur noch ein vergilbtes stück stoff
auf der schwelle dein vorgeschobener fuß
der weg gepflastert
mit blauen tauben grünen fischen roten käfern
dein schattengewand in fehlfarben
das bleiche mondlicht
nur bleich nur bleich
und sonst nichts
© Beate Bonifer
ENDSTATION
im koffer
der rote schal
ausgefranste stunden
in verblichener
erinnerung
der duft müder rosen
in dünnen fasern
auf der netzhaut
eingebrannte
lichtblicke
die tonspur knistert
endstation
© Beate Bonifer
LETZTER ATEMZUG
die promenade träumt schon leer
das café gähnt die türe zu
am strand nächtigt ein stöckelschuh
laternen leuchten übers meer
kein muschelsucher gräbt im sand
selbst die fische schwimmen leiser
sterne spielen platzanweiser
und die nacht sinkt kurzerhand
neben dir schleicht müdigkeit
die luft riecht nach parfümerie
es klappert eine jalousie
und wind lauert gefechtsbereit
dein leben steckt im schonbezug
am bahndamm sitzt gebückt ein greis
er wartet ruhig am abstellgleis
auf seinen letzten atemzug
ein stern turnt hoch im himmelsraum
schlägt einen purzelbaum und fällt
das meer schluckt den pantoffelheld
und speit ihn aus als wellenschaum
du kehrst in dein hotel zurück
der portier bläst den zapfenstreich
du flüchtest in dein träumereich
und wünschst dem greis pech – oder glück?
© Beate Bonifer