Beate Bonifer

1964 in Aschaffenburg geboren. Bereits im Deutschunterricht zu Schulzeiten entdeckte sie ihr Faible für Aufsätze und Gedichte. Als gelernte Mediengestalterin setzte sie sich nach ihrer Ausbildung jahrzehntelang auch berufsbedingt mit Texten auseinander, um diese in eine ansprechende Form für den Leser zu bringen.

 

Mit 22 Jahren veröffentlichte sie ihre bis dahin entstandenen Gedichte im Eigenverlag in dem Lyrikband "Herbst eines Clowns". Nach Beteiligung an verschiedenen lyrischen Anthologien belegte sie 2016 den zweiten Platz beim Wettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte mit "Sommerfieber“". 2017 folgte der Lyrische Lorbeer in Gold mit ihrer poetischen Betrachtung über die "Blaue Stunde".

 

Neben dem Schreiben arbeitet sie kreativ mit Beton und experimentiert mit kraftvollen Aquarell- und Acrylfarben.

 

Heute lebt sie in Hainburg/Hessen.

 

Was Lyrik für sie bedeutet:

"Lyrik ist eine Emulsion, welche sich durch die zwei wichtigsten Zutaten Phantasie und Emotion zu einer Verbindung fügt und den Leser inspiriert sich selbst zu empfinden und zu reflektieren. Wie ein unbeherrschbares Aquarell, fließend, überraschend und veränderbar mit jedem neuen Wort, entfaltet sie ihre ganz eigene Schwingung und grazile Kraft. Meine Lyrik steht für sich und möchte nicht zerpflückt, in einzelne Segmente zerlegt oder seziert werden, um am Ende die eher unbedeutende Frage aufkommen zu lassen: Was wollte der Autor uns damit sagen? Sie ist ein mit Wörtern gefülltes und gefühltes Bild und will einzig mit dem Herzen verstanden werden, wobei sie den Leser nur erreichen kann, wenn sie vermag ihn zu berühren, anzurühren, aufzurühren." 

 

FEHLFARBEN

 

draußen im spätherbst

das vergebliche färben der schicksalsgewänder

tage ufern am styx

abgegriffen kapillarenübersät

im fluss ein bunter faden fehlfarben

noch hast du kraft

streichst tauben blau fische grün käfer rot

wer überlebt zeigt sich morgen

der blick zur abendtür

im rahmen lehnt charon

mahnt müde zum heimweg

dämmerung rudert auf nachtblauen säulen

das leben nur noch ein vergilbtes stück stoff

auf der schwelle dein vorgeschobener fuß

der weg gepflastert

mit blauen tauben grünen fischen roten käfern

dein schattengewand in fehlfarben

das bleiche mondlicht

nur bleich nur bleich

und sonst nichts

 

© Beate Bonifer

 

 

ENDSTATION

 

im koffer

der rote schal

ausgefranste stunden

in verblichener

erinnerung

der duft müder rosen

in dünnen fasern

auf der netzhaut

eingebrannte

lichtblicke

die tonspur knistert

endstation

 

© Beate Bonifer

 

 

LETZTER ATEMZUG

 

die promenade träumt schon leer

das café gähnt die türe zu

am strand nächtigt ein stöckelschuh

laternen leuchten übers meer

 

kein muschelsucher gräbt im sand

selbst die fische schwimmen leiser

sterne spielen platzanweiser

und die nacht sinkt kurzerhand

 

neben dir schleicht müdigkeit

die luft riecht nach parfümerie

es klappert eine jalousie

und wind lauert gefechtsbereit

 

dein leben steckt im schonbezug

am bahndamm sitzt gebückt ein greis

er wartet ruhig am abstellgleis

auf seinen letzten atemzug

 

ein stern turnt hoch im himmelsraum

schlägt einen purzelbaum und fällt

das meer schluckt den pantoffelheld

und speit ihn aus als wellenschaum

 

du kehrst in dein hotel zurück

der portier bläst den zapfenstreich

du flüchtest in dein träumereich

und wünschst dem greis pech – oder glück?

 

© Beate Bonifer